Was sind die Hauptthemen Ihrer Arbeit?
Wir befinden uns mitten in einer digitalen Revolution, die unser Erleben und Verstehen fundamental verändert. Als Kognitionspsychologe beschäftigt mich deshalb das Verhältnis von Wirklichkeit und digitalen Medien - beispielsweise Videos, Simulationen oder virtuelle Realitäten - in seinen vielen verschiedenen Spielarten. Digitale Medien können die Wirklichkeit widerspiegeln, sie können sie durch zusätzliche Informationsebenen ergänzen und vertiefen, sie können aber auch neue Welten schaffen oder vergangene Welten wiederbeleben. Was hat das für Konsequenzen für unser Wissen über uns und über die Welt? Welche Chancen bieten digitale Medien, wo liegen ihre Grenzen? Welche Rolle spielt die unmittelbare Erfahrung der Wirklichkeit, die Auseinandersetzung mit dem Materiellen und dem "Authentischen"? Dazu forschen wir in meiner Arbeitsgruppe mit empirischen Studien im Labor und im Feld. Aktuelle Forschungsthemen befassen sich beispielweise mit der Rolle des haptischen Erkundens oder dem Einfluss natürlicher Geräusche auf die Informationsverarbeitung, mit dem Vergleich realer und digitaler Räume, der Veranschaulichung von Unsicherheit bei digitalen Rekonstruktionen und den Wirkungen authentischer Gegenstände und Orte auf Lernen, Motivation und Emotion.
Was fasziniert Sie am meisten am Bereich der informellen Bildung?
An informellen Settings setzen sich Lernende typischerweise mit der unmittelbaren Wirklichkeit auseinander. Das können originale Gegenstände, historische Orte, lebende Pflanzen und Tiere, naturkundliche Präparate oder naturwissenschaftliche Experimente sein: In allen Fällen stehen reale Sachverhalte im Zentrum, deren Verständnis aber häufig eine Begleitung erfordert, die sie in einen Zusammenhang stellt und erklärt. Museen, Gedenkstätten und Science Center haben erkannt, welche wichtige Rolle digitale Medien hierbei spielen können. Ich sehe hier ein großes, bislang noch kaum ausgeschöpftes Potenzial für die empirische Bildungsforschung.
Welches ist Ihr Lieblingsmuseum? (Oder zumindest die Top 3?) Und warum?
Ich liebe Museen und nutze auf Reisen jede Gelegenheit, um neue Museen kennenzulernen. Ich genieße die ruhige Atmosphäre von Kunstmuseen, bei denen ich vor einem Werk verweilen und es in allen Details betrachten kann; ich meine "die Aura" zu spüren, wenn ich vor einem originalen Fundstück - einer kleinen Eiszeitfigur oder einem altägyptischen Sarkophag aus längst vergangenen Zeiten stehe; ich fühle mich (mindestens) 20 Jahre jünger, wenn ich im Science Center spielerisch die Naturwissenschaft von Alltagsphänomenen erkunden kann; Dioramen in Naturkundemuseen regen meine Fantasie an und versetzen mich in exotische Landschaften; und Gedenkstätten berühren mich, erinnern mich an das große Leid vergangener Generationen, und zeigen mir, wie wichtig es ist, sich mit gesellschaftlichen Irrwegen auseinanderzusetzen und Stellung zu beziehen.