Was sind die Hauptthemen Ihrer Arbeit?
Im Zentrum meiner Forschungen steht das historische Lernen und die historische Bildung. Wie gelingt es, Menschen für Geschichte zu begeistern? Zu meinen Studierenden zählen vor allem Menschen, die später als Lehrkräfte arbeiten wollen und für die es wichtig ist, die Bedeutung von Geschichte für junge Menschen greifbar zu machen. Zuletzt habe ich sehr viel zum Ertrag von Besuchen an Gedenkstätten geforscht, das Buch „Lernort Auschwitz“ bündelt diese Studien zur Geschichte solcher Fahrten, zu ihrem Erfolg und zu ihrer digitalen Zukunft.
Was fasziniert Sie am meisten am Bereich der informellen Bildung?
Wenn Menschen auf historische Inhalte nicht nur in formalen Zusammenhängen treffen, erfahren sie eine andere, multisensorische Dimension der historischen Bildung. Sie erkennen, wie vielfältig die geschichtlichen Prägungen unserer Umgebung sind und erwerben methodisches Rüstzeug, um sich selbst auf die Spuren dieser Vergangenheit zu begeben. Spannend ist es, wenn das Faszinierende an der Geschichte nicht nur kleine Kinder mitnimmt, sondern es auch auf Jugendliche, auf Erwachsene und ältere Personen gleichermaßen eine Wirkung entfalten kann.
Hatten Sie schon einmal ein "Aha-Erlebnis" in einem Museum?
Vor einigen Jahren war ich im Rohbau des Grand Egyption Museums, dem neuen Großmuseum für ägyptische Kunst in Kairo. Der damalige Leiter lud uns ein, nach dem Fachgespräch „noch kurz“ die Restaurationswerkstatt zu besuchen. Wenn ich es nicht schon davor erlebt hätte, wäre mir dort bewusst geworden, was die Faszination von Museen sein kann, was die „Aura“ des Originals. Ohne es zu erwarten, standen wir vor allen originalen Streitwägen der pharaonischen Herrscher, die im Besitz des Museums sind. Bestens erhaltene Fahrzeuge zu sehen, dazu Erklärungen aus erster Hand zu bekommen und sozusagen Geschichte direkt und unmittelbar gegenüberzutreten, derartige bedeutende Stücke ohne museale Schutzmaßnahmen sehen zu können, das war ein ganz besondere Erfahrung.